Grudschütz, Kr. Oppeln

Versuch einer Dorfchronik

 

 

Auf einem Dokument im Kloster Tscharnowanz erfolgt die erste urkundliche Erwähnung des Ortes im Jahre 1223.Etwa in die gleiche Zeit fällt die Gründung der Nachbarorte. So werden Groschowitz 1236, Bolko, Lendzin, Chronstau und Dembio 1295 beurkundet. 1354 wird ein Jescho de Grutitz als Grundherr des Dorfes erwähnt. Im Jahre 1534 leben sieben Bauern im Dorf, 1618 acht Bauern sieben Gärtner. In der Folge teilte auch Grudschütz die Geschichte Schlesiens. Nach der Zugehörigkeit zu Österreich seit dem 16. Jahrhundert wurde Grudschütz 1742 preußisch.

 

In den alten Dokumenten ändert sich der Dorfname sehr häufig:

 

1354............Grutitz

1532............Grutütz

1564............Grutyn

1686............Grudczic

1687............Grudzitz

1742............Grutschitz

1784............Grutzuetz

1845............Grudczütz, Grudczyce

1871............Grudschütz

1936............Gruden

1945............Grudzice

 

Da Grudschütz auf einer Magistralen liegt, die in südöstlicher Richtung Oppeln mit Krakau verbindet, liegt es auf der Hand, dass der Ort für die in Oppeln residierenden Piasten eine strategische Bedeutung hatte. Es ist die erste Ansiedlung auf welche man trifft, nachdem man von Süden kommend ein großes Waldgebiet durchquert hat. Bereits die Römer sollen diese Straße als Heer- und Handelsweg zur Ostsee genutzt haben. Nördlich des Dorfes sollen vor mehreren Jahren  Gräber aus der Römerzeit gefunden worden sein. Den alten Dorfkern bilden große Bauerngehöfte entlang der Groschowitzer Straße, an der sich auch die Schule und das alte Spritzenhaus befinden. Heute befindet sich der Ortsmittelpunkt weiter östlich, jenseits der Groß-Strehlitzer Straße.

 

Im 19. Jahrhundert wuchs das Dorf recht schnell. 1849 bestand es bereits aus 40 Wohngebäuden. Die Mehrheit der Bevölkerung war in der Landwirtschaft beschäftigt, jedoch waren mittlerweile auch Handwerker vertreten. Im Jahre 1840 gab es drei Fleischer, einen Gastwirt (Kretschmer), einen Schmied, einen Viehhändler und eine Korbmacherin. Im 19. Jahrhundert saß die Bevölkerung von Grudschütz seit Generationen im Dorf verbunden durch die Sprache und den Glauben. 1844 lebten 337 Menschen im Ort, davon waren nur 16 evangelisch.

 

Um 1830 wird Grudschütz wie folgt beschrieben:                                                                                                                                     

 

Grudczütz, Grudczyce, Dorf, Regierung und Kreis Oppeln, Süd-Ost 3/4 Meile, königlich, (Domainen-Amt Oppeln), Ober-Landes-Gericht Ratibor, königl. Domainen-Justiz-Amt Oppeln, (O.S.=), 40 Häuser, 230 Einwohner, (evangelisch 10),  katholische Kirche zu Groschowitz, 1 königliche Oberförsterei, 1 Wohnhaus für 2  Wegwärter, 1 Holzsammel-, Dörr- und Waldwärterhaus.

 

aus J.G. Knie, J.M.L.Melcher, Geographische Beschreibung von Schlesien preußischen Anteils, der Grafschaft Glatz und der preußischen Markgrafschaft Ober-Lausitz, Grass, Barth &

      Comp., Breslau 1830

 

 

Triest berichtet 1864 über Grudschütz:

 

"b. zum Kirchspiel Groschowitz gehörig.

1. Das Dorf Grudczütz an der Oppeln-Krakauer Staatschaussee, 4/5 Meilen von Oppeln, hat eine Feldmark von 29 Morgen Hof- und Gartenland, 562 Morgen Acker, 121 Morgen Wiesen, 742 Morgen Weiden, 36 Morgen Unland, zusammen 1490 Morgen, vorherrschend Moor- und Sandboden. Es wird viel Korn, etwas Weizen, Gerste, Hafer, Heiden und Lein für den Hausbedarf gebaut. Auch findet man hin und wieder Klee- und Rübenfelder bestellt, welche jedoch den vollen Futterbedarf nicht liefern. Die einzelnen Wirtschaften heben sich nach der stattgehabten Separation. Das Vieh ist größtenteils schlecht. Die Ackerwirthe verwenden ihre Pferde vorwiegend zur Anfuhr des Holzes aus den nahe belegenen Forsten. Der Viehstand beträgt 24 Pferde, 5 Füllen, 1 Stier, 76 Kühe, 32 Ochsen, 24 Stück Jungvieh und 31 Schweine.

 

Die Gemeinde bilden 6 Bauern, 9 Gärtner und 2 Häusler. Außer diesen bewirthschaften der königl. Oberförster und der königl. Förster und Darrmeister ihre Dienstländereien. Einzelne Angerhäusler und Einlieger erbauen ihren Bedarf an Kartoffeln auf eigenen und gepachteten Grundstücken.Von Gewerbetreibenden sind hier: 3 Fleischer, 1 Kretschmer, 1 Gräupner, 1 Viehhändler und eine Korbhändlerin. Zur Gewinnung von Waldsämereien ist eine Saamendarre hier errichtet und liefert dieselbe den zur Waldkultur in den Oberförstereien Grudczütz und Dembio erforderlichen Saamen.

 

Die Gemeinde Grudczütz zahlt 82 Thlr. Grund-, 173 Thlr. Klassen-, 24 Thlr. Gewerbesteuer.

 

Grudczütz ist nach Malino eingeschult."

 

Die Bevölkerung entwickelte sich wie folgt:

 

1784.............173 Personen

1861.............424 Personen

1845.............337 Personen

1900.............939 Personen

1925...........1319 Personen

1946...........1112 Personen

1995...........2161 Personen

 

Grudschütz gehörte zur Parafie Groschowitz. Die Kinder gingen nach Malino zur Schule. 1871 wurde der Polnisch-Unterricht eingestellt. 1892 wurde eine neue Schule in Grudschütz gebaut und noch 1908 wurde der Religionsunterricht in polnischer Sprache erteilt. Der erste Lehrer in der Gemeinde Grudschütz vom 01.10.1891 bis 01.10.1912 war der Hauptlehrer Johannes Piechotta, geb. 04.05.1858 in Groschowitz und gest. 12.01.1926 in Grudschütz. Nach dem Hauptlehrer Labusga folgte von 1945 bis 1953 Wladyslaw Szalowicz. Von 1953 bis 1984 leitete Karol Jendrysik die Schule. Er baute ein Mandolinen-Orchester auf und gab auch Geigenunterricht. Von 1984 bis 1986 war Genowefa Wojnar und seit 1986 ist Frau Eugenia Sak die Schulleiterin. Seit einigen Jahren finden regelmäßig Klassentreffen statt, zu den ehemalige Schüler aus der ganzen Welt angereist kommen.    

 

 

 

 

     Einwohnerlisten